Gedichte von anderen

Zeitungsschnipsel

Theater = Zettelträger Blatt

Abschied

 

Hohe! Gnädige! Verehrungswürdige!

 

Wie hart mein Stand auch immer sei,

Doch beut er mir manch frohe Stunden,

Und diese heilen wieder treu

Des Leidens tief geschlagne Wunden.

Denn, wenn ich jammermüd und matt

Durch meines Amtes Wechselgänge,

Spät auf der Heim`schen Lagerstatt

Mich an den Arm des Schlafes hänge,

Da gibt`s im weiten Hindostan

Gewiß nicht einen fröhern Mann;

Ich schlafe mit dem Wunsche ein

Als reicher Nabob zu erwachen,

Und soll ich`s nicht Kurzen sehn

So wünsch` ich mir halt andre Sachen. –

Wenn ich mich öfter abgeplagt

Den Tempel Thaliens zu füllen,

Und mein Gewissen mir gesagt

Heut dürft ich mir den Durst wohl stillen,

Da ward mein Herz gleich voller Lust

Und stolzer hob sich meine Brust;

Nur wahrlich Schad` daß meine Hand

So oft sie in die Tasche tauchte

Gewöhnlich leer schon diese fand

Weil längst das Geld ein Andrer brauchte. – –

Und wenn ich bei des Kurses Schluß,

Nach mannigfalt`gen Schicksals = Streichen,

Von Haus zu Hause wandern muß,

Das Scheidewort zu überreichen;

Schwült stets mein Herz von Freuden an,

Weil jeder weiß, was ich gethan,

Um selbst bei Donner und Blitzen,

Der edlen Schauspielkunst zu nützen.

Drum bitte ich in dieser Stund

Um Anerkennung meines Strebens,

Dann wird sie auf dem Erdenrund

Die aller schönste meines Lebens;

Auch wollen gnädig Sie verzeihn

Wenn Ihnen meine Vers mißfallen,

Denn leider herrscht in ihren Reihn

Jetzt auch die Grippe schon bei Allen.

© Dero

dankbarer, gehorsamster

Theater =  Zettelträger

1837

 

 

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