Gedichte von anderen

Zeitungsschnipsel

Herzlich Willkommen

Auf Codexblatt, meine kleine aber feine Sammlung die ich habe von Zeitungsschnipsel, Handschriften und antike Bücher mit Gedichten, die es im Internet noch nicht gibt  werde ich hier nach und nach veröffentlichen, damit sie jeder lesen kann. Ich wünsche ihnen eine schöne und ruhige Zeit beim lesen auf Codexblatt. Schauen sie mal wieder vorbei, es ist noch nicht alles veröffentlicht.

 

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Frohes lesen wünscht ihnen der 
Wanderdichter
Heiko Wohlgemuth

 

 

Lose Blätter

Erinnerung

In der Kindheit heitre Auen

Führt mein Lied schmerzlindernd hin,

Läßt mich glücklich wiederschauen,

Wie so selig Kinder sind.

Bei dem Bächlein sitzt ein Büblein,

Spielt mit Steinchen, scharrt im Sand,

Im Gesichtlein gräbt zwei Grüblein

Im Lächeln stillvergnügt.

Und die bunten Blumen bricht es,

Windet wunderlich verwirrt

Draus ein kindlich, krauses Kränzchen,

Ganz vertieft und unbeirrt.

Und die blauen Äuglein schauen

Nach dem bunten Schmetterling,

Der auf blumenreichen Auen

Fliegt von Blüt` zu Blüte hin

Bleib, Du Traum der holden Jugend!

Bleibe und beglücke mich!

Gieß` die reine Kindheitstugend

Wieder mir in meine Brust

© Unbekannt (1910)Erinnerung Lose Blätter 1Erinnerung Lose Blätter 2

Mein Pegasus

Mein Pegasus

Wohl fließen mein Verse nicht

So silberhell dahin,

Doch sind sie auch nur einfach, schlicht,

Mein Herz, es liegt darin

Und sind sie manchmal holperig,

Nun ja, ich bin es auch,

Red` mir den Mund nicht franserig,

Das ist bei mir nicht Brauch.

Wenn ich ein Stümpfer, Stopsler bin,

So nimm es mir nicht krumm,

Denn was ich dichte, leb` und sinn

Nach meiner Weis` ich summ.

(„ob`s g`scheid ist oder dumm“)

© Unbekannt (Verfasst von Ggh.)

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Der erste Schnee

Der erste Schnee

Zählt der Mensch erst zwanzig Jahre,

O wie hebt sich da die Brust!

Frisch das Herz und schwarz die Haare

Singt er nur aus Liebeslust.

 

Ich hab` ebenfalls empfunden

Diesen Traum der Jugendzeit,

Doch die Stunden sind entschwunden,

Liegen hinter mir schon weit.

 

Wollte grad was Lust`ges schreiben,

Plötzlich wurde ich gewahr,

Grad fing es an zu schneien

Auf mein Kopf manch weißes Haar.

 

Da legst Du die Feder nieder

Aus ist`s mit den Liebesliedern

Schreibst Dir lieber ein Kuplee

Mit dem Titel „Erster Schnee“.

 

Während im Salon im warmen

Mancher singt und scherzt und lacht,

Liegt am Stufen drun` ein Armer

Krank und hilflos in der Nacht.

 

Hofft das Ende seiner Leiden

Blickt hinauf zu seinem Stern,

Und denkt bitter wie bescheiden

Wird wohl mein Begräbnis wer`n.

 

Doch ein Engel scheint zu reichen

Ihm den Trost um`s Herz zu lab`n

Sagt ihm freundlich: „Deinesgleichen

Wer`n am herrlichsten begrab`n“

 

Eine Braut in Kranz und Schleier

Tritt bewegt hin zum Altar

Und beschwört die schöne Feier

Mit dem Wörtchen: „Ja, als wahr“.

 

Goldnen Schmuckes Glanz und Schimmer

Strahlt sie aus gar wunderbar,

Doch das Herrlichste bleibt immer

S` Myrthenkranzerl underm Haar.

 

Denn wo unter dunklen Locken

Prangt die Stirne undschuldrein

Sind die weißen Blütenflocken

Glänzender wie Edelstein.

 

Und der Bräutigam voll Wonne

Blickt er auf die Myrthenkrone,

Wird im Herzen wohl und weh,

Wenn er sieht den ersten Schnee.

 

Er war einst ein reicher Prasser

Hat geerbt ein schönes Haus,

Trank Champagner wie Wasser,

Freunderl gingen ein und aus.

 

Doch als dann der Herbst gekommen

War der gute Mann ruiniert,

D` Freunderl die hab`n Abschied g`nommen,

Wie die Schwalbe retiriert.

 

Haben ihm zurückgelassen,

Das gefühl von bittrem Leid,

Jetzt nun kehrt er gar die Straßen

In der rauhen Winterzeit.

 

Da, wo er einst reich gewesen,

Steht er jetzt nun mit dem Besen,

Und kehrt weg vor sein`m Palais

Um`s liebe Brot den ersten Schnee.

© Unbekannt

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Theater = Zettelträger Blatt

Abschied

 

Hohe! Gnädige! Verehrungswürdige!

 

Wie hart mein Stand auch immer sei,

Doch beut er mir manch frohe Stunden,

Und diese heilen wieder treu

Des Leidens tief geschlagne Wunden.

Denn, wenn ich jammermüd und matt

Durch meines Amtes Wechselgänge,

Spät auf der Heim`schen Lagerstatt

Mich an den Arm des Schlafes hänge,

Da gibt`s im weiten Hindostan

Gewiß nicht einen fröhern Mann;

Ich schlafe mit dem Wunsche ein

Als reicher Nabob zu erwachen,

Und soll ich`s nicht Kurzen sehn

So wünsch` ich mir halt andre Sachen. –

Wenn ich mich öfter abgeplagt

Den Tempel Thaliens zu füllen,

Und mein Gewissen mir gesagt

Heut dürft ich mir den Durst wohl stillen,

Da ward mein Herz gleich voller Lust

Und stolzer hob sich meine Brust;

Nur wahrlich Schad` daß meine Hand

So oft sie in die Tasche tauchte

Gewöhnlich leer schon diese fand

Weil längst das Geld ein Andrer brauchte. – –

Und wenn ich bei des Kurses Schluß,

Nach mannigfalt`gen Schicksals = Streichen,

Von Haus zu Hause wandern muß,

Das Scheidewort zu überreichen;

Schwült stets mein Herz von Freuden an,

Weil jeder weiß, was ich gethan,

Um selbst bei Donner und Blitzen,

Der edlen Schauspielkunst zu nützen.

Drum bitte ich in dieser Stund

Um Anerkennung meines Strebens,

Dann wird sie auf dem Erdenrund

Die aller schönste meines Lebens;

Auch wollen gnädig Sie verzeihn

Wenn Ihnen meine Vers mißfallen,

Denn leider herrscht in ihren Reihn

Jetzt auch die Grippe schon bei Allen.

© Dero

dankbarer, gehorsamster

Theater =  Zettelträger

1837

 

 

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