Alfred Wurmb (Zeitungsschnipsel)
Königin Einsamkeit
Königin Einsamkeit
Du Gnadenvolle, du Märchentiefe,
Dein Reich ist aufgeschlagen
In den Herzensgründen der stillen,
Der weglos Abseitswandernden.
Von deinem Baldachin glimmen
Die Ampeln der Erinnerung,
Vor deines Thrones Stufen lodern
Die Feuer der Sehnsucht,
An den Wänden deiner Hallen
Glühen die Bilder der Träume.
Wellengemurmel und Blättergeflüster,
Glockengesumme und Ofengeknister
Sind deine liebste Musik.
Früh rotverklärte Landstraßen,
Wildnisumsponnene Gärten,
Brandungbegischtete Felsenufer,
Menschenverlassenen Kirchenschiffe
Dämmerdurchwobene Dichterstuben,
Mittagsduftschwüle Kornfelder,
Abendlich schweigende Bergwälder,
Sternenüberglitzerte Wiesen
Sind die geheiligte Orte.
Königin Einsamkeit
Tränenstillerin, Wundenheilerin,
Du bist Trost und Glück und Erfüllung,
Bist der wahre Friede auf Erden.
Dein walten ist göttlicher Segen,
Vor deinem hehren Angesichte
Zeugen sich tief und beten
Fürsten und Bettler,
Selige Schwärmer.
© Alfred Wurmb