Kurt Max Grimm 4
Blätter übers Dorf
Es kam ein Wind zur Abendzeit
in unser Dorf geweht,
fuhr in die Müdigkeit
von Baum und Strauch und Beet.
Die Kronen schwangen breit und schwer
die halbe Blätterlast.
Wie Vogelschwärme übers Meer
flog`s auf von jedem Ast.
Ein Rauschen ging allüberall
um Mauer, Tor und Haus,
stob über Hecken, Hof und Stall,
ins blache Feld hinaus.
Und als mit Mond und Nebelrauch
die Nacht fiel übers Tal,
stand jeder Baum und jeder Strauch
im Dorfe nackt und kahl.
© Kurt Max Grimm
Tod im Acker
Die Erde dampft. Die Scholle fällt.
Der Bauer pflügt am Saum der Welt.
Sein Rücken krumm und grau sein Haar,
und steif sein Schritt, doch blank die Schar,
so blank, wie wie auch sein Leben war,
dell` letzte Furche er nun zieht.
Die Amsel schluchzt ihr Abendlied.
Er merkt es kaum im Hü und Hott.
Sein alter Gaul geht seinen Trott.
Und wie er auspflügt dort am Hang,
Wird`s im am Herzen warm und bang.
Er wankt und hört den Amselsang
und sinkt beglückt aus Gottes Hand
ins saatbereite Ackerland.
© Kurt Max Grimm