Wann ist Frieden in Berlin
Wenn der Funkturm wieder blinkt,
Alles Bohnenkaffe trinkt.
Wir das Trinken und Rauchen,
Nicht mehr Kriegsversteuern brauchen.
Wenn wir wieder uns bekleiden,
Ohne Punkte abzuschneiden,
Jedes Auto tankt Benzin,
Dann ist Frieden in Berlin!
Wenn du Fleisch von Rind und Schwein,
Kartenfrei kaufst wieder ein.
Wenn wir Butterstullen streichen,
Ohne Angst sie könnt nicht reichen.
Wenn du Bückling, Flundern, Hummer,
Kaufen kannst auch ohne Nummer.
Gänse nicht vorrüber ziehn,
Dann ist Frieden in Berlin!
Wenn du beim verschenken,
Mußt an deine Punkte denken.
Wenn der ganze Kartenkram,
Sein verdiendes Ende nahm.
Wenn wir nicht mehr heimwärts tasten,
Schwarz die Nacht, wie`n Kohlenkasten.
Alle Lampen wieder glühn,
Dann ist Frieden in Berlin!
Wenn es wieder gibt Pralinen.
Wenn es gibt Produkt von Bienen.
Wenn man morgens trinkt Kakao.
Wenn man ruht bei seiner Frau,
Ohne das beim süßen Stöhnen,
Plötzlich die Sirenen tönen.
Halbnackt mußt nach unten flieh`n,
Dann ist Frieden in Berlin!
Die Sirene
Was heult so spät durch Nacht und Wind?
Es ist die Sirene! Spring auf geschwind!
Alarm!-Alarm! Du begreifst es kaum,
noch bannt dich der Schlaf, noch quält dich der Traum.
Raus aus der Falle, die so mollig warm,
Nimm Hemd und Hose über den Arm.
Und stößt du in Eile den Schädel wund,
Dann Fluch auf den Tonny, den Lumpenhund!
Es heult die Sirene in einer Tour,
Wo ist denn das Linke Hosenbein nur?
Sei nur schön ruhig mein lieber Mann,
Du haßt ja die Buchs verkehrt rum an.
Die Socken, Frau! Die Socken herbei,
Was nützt mir der eine, ich brauche doch zwei.
Da, jetzt noch ein Krach, noch einer, bum – bum,
Mir dreht sich schon alles im Leibe herum.
Siehst du am Himmel die Lichterlein?
Das ist unsere Flack, die ballert hinein.
Nun wirst du Lebendig, bist munter im nu,
Haßt an den Füßen halb Schlappen halb Schuh.
Suchst Weste und Stock auf tanzenden Beinen
und kümmert erregt dich erst jetzt um die Deinen.
Es klopft an die Tür, in den Keller geschwind!
Der Gattin voraus, auf dem Arm das Kind
erreichst du den Schutzraum mit Müh` und Not
Und rufst voller Zorn. „Den Tonny schlag tot“.
Unbekannter Dichter