Gedichte von anderen

Zeitungsschnipsel

Einzelblatt Die alte Lotte Gedicht

Die alte Lotte

Um Verzeihung wenn ich störe,
Find ich Herrn Mayer wohl hier?
ach! ich glaub auf Ehre.
Er tut kaum als kenne er mir!

Gustav, kennst Du Deine Flamme,
Deine alte Lotte nicht?
Glück will ich dir heute wünschen
Glück geliebter Bösewicht.

Heut vor ungefähr zehn Jahren
Hab ich Dich zuletzt gesehen,
Ich bin alt seitdem geworden,
Du bleibst immer jung u. schön.

Dies sind noch die selben Augen,
Mit dem feurig schönen Schein
Dies der Mund einst geschworen,
„Lotte ewig bin ich Dein!“

Schlecht hast Du den Schwur gehalten
Kurz, doch süss war das Paisier,
ach, wer konnte das wohl ahnen
Gustav, war nicht hübsch von Dir.

Ihnen teures Fräulein, dank ich
all mein Unglück nur alleine
Hätt er Ihnen nicht gesehen
ach, wie könnt ich glücklich sein.

Sehen sie, hier sind Beweise
Hier die Briefe die er schrieb,
ach in jedem steht wohl zehnmal
Lotte, ja, ich hab Dich lieb.

Diese schwarze, kleine Locke,
Die sein edles Haupt geschmückt,
ach wie hat in trüben Stunden
Mich ihr Anblick oft entzückt.

Dieses kleine Blumensträusschen,
Ihnen geb ichs nun zurück,
Ihnen könnt ich alles geben
Füllen Tränen auch den Blick.

Ach, das Teuerste auf Erden,
Ihnen geb ich alles nun,
Denn was soll ich mit dem Plunder
Länger noch zu liegen tun!

Damals wollt ich Dich verklagen
Doch aus Liebe lies ichs nach.
Dieses Herz wird für Dich schlagen
Bis es schlägt den letzten Schlag.

Doch was seh ich, Tränen seh ich
Dir im Auge stehen!
Weine nicht, den Träumer kann ich
gar nicht weinen sehen.

Meinetweg sei ohne Sorge!
Träumer sind genug noch da!
Sollt ich hier je keinen finden,
Geh ich nach Amerika.

Doch gewähret mir beim Scheide
Diese letzte Bitte mein
„Feire ich einst meine Hochzeit
Stellet euch auch dabei ein“

Unbekannt

 

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